Kunst und Kontext im Stadtlabor Berlin-Moabit

Temporarily Available
2012 / 2013

Tom Früchtl
26. Oktober – 10. November 2012, Teil 1 der Ausstellungsreihe

Hans-Christian Schink
19. April – 4. Mai 2013, Teil 2 der Ausstellungsreihe

Monica Bonvicini
2. – 15. Juni 2013, Teil 3 der Ausstellungsreih
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Katharina Grosse
21. August – 7. September 2013, Teil 4 der Ausstellungsreihe

Nachbarschaft

Artur Żmijewski, der Leiter der letzten Berlin Biennale sagte, die ganze Welt ist unsere Nachbarschaft.

Dieser Art des globalisierten Denkens sind wir tatsächlich längst unterworfen. Erfolgreich stellen Künstler international aus und reisen durch die Welt. London Paris New York Peking Moskau. Überall treten sie als temporäre Gastarbeiter auf und hinterlassen künstlerische Werke in Ausstellungen. Doch wo sind die Menschen hinter diesen Bildern? Wo und wer sind die Künstler?

Das Projekt Temporarily Available setzt bei dieser Fragestellung an. Im Gegenzug zu Żmijewskis Aussage werfen wir unseren Blick auf unsere tatsächliche Nachbarschaft im Berliner Stadtteil Moabit.

Für Temporarily Available werden exemplarisch in drei aufeinander folgenden Ausstellungen die international agierenden Künstlerinnen und Künstler Monica Bonvicini, Katharina Grosse und Hans-Christian Schink präsentiert, die nicht nur so unterschiedliche Bereiche wie Skulptur, Objekt, Malerei, Fotografie und Installation in ihrer künstlerischen Arbeit abdecken, sondern die sich vor allem bewusst in Berlin-Moabit verortet haben. Sie sind hier zu Hause und sie sind unsere Nachbarn.

Blick hinter die Bilder

Ziel der Ausstellungen ist es einerseits, eine Kunstproduktion zu zeigen, die hier in Moabit ihren Ausgangspunkt hat und dann in die Welt ausstrahlt. Andererseits wollen wir einen Blick hinter die „Bilder“ werfen und den Menschen dahinter sichtbar machen. Er wird „temporarily available“.

Im Dialog mit den vor Ort „heimischen“ Künstlern wird über die künstlerischen Strategien hinaus die gemeinsame Alltagswelt hinterfragt und besprochen. Die Intimität und Überschaubarkeit des Projektraumes Kurt-Kurt bietet hierzu einen idealen Rahmen. Diese besondere Situation abseits der großen Institutionen öffnet einem interessierten Kunstpublikum die Möglichkeit, Zugang zu den Werken, aber auch zu den Menschen hinter dem Werk zu bekommen. Im Gegenzug bietet Temporarily Available aber auch den weltweit agierenden Künstlern eine für sie ungewohnte Plattform vor ihrer eigenen Haustür, wo sie ihre Arbeit außerhalb des Arbeitsraumes und dennoch innerhalb ihres ganz alltäglichen Kontextes präsentieren und selbst neu reflektieren können.

Künstlerische Gastarbeit zuhaus?

Ein weiterer zentraler Aspekt von Temporarily Available ist die Betrachtung der zeitgenössischen Figur des Künstlers als einem Pendler zwischen Migration, permanentem künstlerischem Gastarbeiter und der Verortung an einer bewusst gewählten festen Basis. Die Künstler sind es gewohnt, ihre Arbeit an fremden Orten weiterzuführen. Die Arbeit als eingeladener Gast in fremden Umgebungen gehört zu ihrem Beruf. Es ist ihnen bekannt, dass Kunst im Austausch und in der Begegnung mit dem Anderen und Fremden das Eigene in seiner Unverwechselbarkeit wahrnehmbar macht und hervortreten lässt.

Was geschieht nun, wenn die gleiche Kunst im Licht des Vertrauten präsentiert wird? Wie reagiert die Kunst auf den alltäglichen, persönlichen Kontext und wie reagiert die Umgebung auf das hier Geschaffene? Wie lebt und arbeitet der international agierende Künstler lokal?